Ein Stadtbus für Pockau-Lengefeld – sinnvoll, aber auch bezahlbar?

Wir müssen über neue Formen der Mobilität nachdenken. Der Umfang des heutigen Busverkehrs abseits der wenigen Hauptstrecken ist im Wesentlichen von den Anforderungen des Schülerverkehrs definiert. Die räumliche und tageszeitliche Erschließung der Ortschaften ist sehr lückenhaft. Außer Schülern gibt es zahlreiche Einwohner, die nicht mit einem eigenen Auto fahren können oder wollen. Wie könnte ein neuartiges Mobilitätsangebot aussehen?

Mir würde ein kleiner Bus einfallen, der auch über schmale Nebenstraßen und durch den Rauensteiner Tunnel fahren kann. Stündlich oder aller zwei Stunden könnten damit alle Ortsteile erreicht werden, auch an Stellen, wo heute kein Bus vorbei kommt. Zusätzliche Haltestellen erleichtern den Zugang zum Stadtbus. Einkaufen, die Fahrt zum Hausarzt, zur Apotheke, zur Bank oder der Anschluß zum Zug sind dann kein Problem mehr.

Aber man muß auch klar sagen, daß dieses neue Angebot Geld kostet. Der Landkreis als Aufgabenträger des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) hat bereits erkennen lassen, daß er sich finanziell nicht in der Lage sieht, Mehrkosten für zusätzliche Fahrten zu tragen. Bliebe also nur die Stadt, um diese Leistungen zu finanzieren.

Die Gemeinde Gelenau bestellt seit Mitte vorigen Jahres bei der RVE GmbH innerörtliche fahrplanmäßige Busangebote. Dieses Beispiel des Ortsbusses Gelenau zeigt, daß selbst eine kleine Kommune mit dem Einsatz von Eigenmitteln starke Impulse setzen kann. Auch wenn das örtliche Busangebot dort täglich von zahlreichen Bürgern genutzt wird, wird es sich nie ohne Zuschüsse tragen, weil die Fahrgeldeinnahmen nicht ausreichen. Das ist auch bei allen anderen Buslinien im Erzgebirge so.

Die Infrastruktur, vor allem in den kleinen Ortsteilen, wird immer weiter ausgedünnt. In den wenigsten Fällen kann die Stadt daran etwas ändern. Nicht jeder kommt in den nächsten Ort, wo das Angebot an Dienstleistungen besser ist. Wieviel ist es uns wert, daß alle Bevölkerungskreise durch bessere Mobilitätsangebote selbständig am öffentlichen Leben teilhaben können? Ich halte es für sinnvoll, darüber zu reden.

Die Freie Presse hat das Thema mit diesem Artikel am 04.03.2014 aufgegriffen.